Sie kennen das vermutlich: Unter dem Weihnachtsbaum stapeln sich die Geschenke, die – meist hübsch verpackt – darauf warten, geöffnet zu werden. Ist das Papier entfernt, hat man den Karton in den Händen. Dieser ist häufig fest mit Schmelzklebstoff verschlossen.
Jetzt kommt Ihre große Stunde! Denn mit dem Wissen über die bei Verklebungen möglichen Belastungen, öffnen Sie die Geschenke am schnellsten.

Klebungen können im Wesentlichen folgenden Arten von so genannten statischen mechanischen Beanspruchungen unterliegen: Schäl-, Zug- und Schub- bzw. Scherbeanspruchung. Wenn Sie nun die Auswirkung der Schälbelastung ausnutzen, sind Sie erster beim Öffnen im Geschenkemarathon. Was passiert dabei?

Schälbeanspruchungen

Verklebungsarten IVK SchubbelastungDie Schälbelastung ist ein Sonderfall der Zugbelastung. Sie führt zu einer gleichmäßig hohen Beanspruchung des Klebstoffs in der Klebefuge. Diese Kraft übersteigt die Festigkeit der meisten Klebstoffe nicht selten um ein Vielfaches.
Im Normalfall einer Verklebung sollten Sie die Spalt- oder Schälbelastung natürlich auf ein Mindestmaß reduzieren, damit die Verbindung hält. Wenn Sie nun beim Geschenkkarton eine kleine Ecke hochknicken und fest daran ziehen, wirkt die gesamte Zugkraft auf nur eine kleine Stelle der Verklebung. Und ritsch, ratsch ist der Karton offen!

Schwieriger wird es, wenn der Verpacker durch eine konstruktive Verklebung die Versteifung der Klebefuge erreicht hat und die Spannungsverteilung dadurch optimiert wird. Folgende Abbildungen verdeutlichen das:
Belastung von Verklebungen
Belastung von Verklebungen
Belastung von Verklebungen

 
Die Kenntnis über die so auftretenden Belastungen gibt Ihnen Hinweise darauf, wie Sie Ihre Verklebung anlegen sollten, um mögliche Scherbelastungen aufzufangen. Gleichzeitig wissen Sie jetzt aber auch, wo Sie die höchste Scherbelastung ansetzen – und Ihre Geschenke ratz-fatz öffnen können.

Wir wünschen viel Erfolg beim Ausprobieren verschiedener Öffnungstechniken.

Sie haben noch ein bisschen Zeit? Dann lesen Sie noch etwas über weitere, bei einer Verklebung mögliche Belastungen:

Zusammenstellung verschiedener Belastungen

Verklebungsarten IVK
mechanische Beanspruchung,
Quelle: IVK, Die Kunst des Klebens S. 51, Abb. 33

Zugbeanspruchung

Zugbeanspruchungen sind in Klebungen üblicherweise bei Stoßklebungen zu finden. Dabei werden Fügeteile stumpf voreinander geklebt. Die Beanspruchungen wirken senkrecht zur Fügeebene (s. Abbildung). Diese Kraft ist für Klebverbindungen unter idealen Bedingungen grundsätzlich nicht problematisch.
Bei der Art jener Verklebung  wirkt die Zugfestigkeit nur auf eine kleine Fläche. Eine vollständige konstruktive Ausnutzung der Festigkeit des Fügeteils ist bei solchen Verbindungen meist nicht möglich, da diese die Zugfestigkeit des Klebstoffs in der Regel übersteigt.

Schub- / Scherbelastung

Am besten ist es, wenn die auftretenden Kräfte parallel zur Klebfläche wirken. Diese Art der Belastung wird Schub- bzw. Scherbeanspruchung genannt. Sie findet sich bei überlappenden Klebungen, bei denen meist ausreichend große Klebflächen vorhanden sind. Dabei gilt grundsätzlich: Wird die Überlappung der Klebfläche vergrößert, können auch größere Kräfte aufgenommen werden.

Verklebungsarten IVK Schubbelastung