SpringteufelWenn der kleine Teufel oder Clown aus der Box springt, löst er meist Freude und Erstaunen aus. Kommen beim Empfänger allerdings offene Pakete an, lösen die ganz sicher keine Begeisterung aus. Verärgerung und Unmut sind die Folge von fehlerhaft verschlossenen Kartonagen. In der Regel wird der Fehler beim Klebstoff gesucht, der den Kartondeckel sicher verschließen soll. Das stimmt nicht immer.

Die Zuverlässigkeit eines Kartonverschlusses wird von vielen Faktoren beeinflusst: Die Auswahl des Schmelzklebstoffes, die Höhe der Rückstellkräfte an der Deckelklappe und die Beschaffenheit der Oberfläche des Packmittels. Ausschlaggebend für den sicheren Verschluss der Verpackungen ist jedoch die Oberfläche des Kartonmaterials.

Lesen Sie bei uns mehr darüber, welche Rolle das Packmittel bei der Auswahl des  Schmelzklebstoffes spielt.

Wird der Deckel nicht richtig verschlossen und springt wieder auf, beginnt die Suche nach dem Grund des Fehlers.  Dabei liegt der („Spring“-)Teufel häufig im Detail. Was für den Kartonhersteller selbstverständliches Produktwissen ist, muss beim Verpacker / Endkunden nicht unbedingt vorhanden sein.

So ist nicht jedem Anwender bekannt, dass Kartonpapier nicht gleich Kartonpapier ist und gerade die Zusammensetzung des Papieres die Verklebung maßgeblich beeinflussen kann. Dabei kann die Kartonoberfläche sehr verschieden ausfallen. Das Papier wird nach seinem Anteil an Recyclingpapier in unterschiedliche Kategorien eingeteilt und unterscheidet zunächst grob Kraftliner, Testliner und Schrenz.

Kraftliner Karton
Kraftliner (Quelle: Moosmann GmbH & Co. KG, Ravensburg)

Als Kraftliner werden Kartons bezeichnet, die aus gebleichtem und ungebleichtem Sulfatzellstoff  (mind. 70% Frischfaseranteil) bestehen. Sie sind vorwiegend reißfest und feuchtigkeitsbeständig mit einem geringen Anteil an Recyclingfasern. Farblich tiefbraun ohne Verunreinigungen werden Kraftliner überwiegend als Decken in der Wellpappproduktion verwendet. Kraftliner haben eine glatte Oberfläche aus gleichmäßig langen frischen Fasern.

 

Testliner Karton
Testliner (Quelle: Moosmann GmbH & Co. KG, Ravensburg)

Zu fast 100 % aus Altpapier bestehen dagegen Testliner. Diese werden nach Güte/Qualität der Sortierung des Papieres in drei Klassen eingeteilt. T1 beinhaltet die hochwertigen Altpapiere, weitere Klassen mit absteigender Papierqualität sind mit T2 und T3 bezeichnet. Die Papierfestigkeit ist dem der Kraftliner vergleichbar, die Farbgebung ist hellbraun mit geringen sichtbaren Einschlüssen. Das Papier hat ein Flächengewicht von ca. 125 g/m² und eine nicht festgelegte Faserstoffzusammensetzung. Es wird ebenfalls als Deckenmaterial bei Wellpappe eingesetzt. Die kostengünstigeren Testliner haben eine unebene Oberfläche aus unterschiedlich langen Recyclingfasern. Mit jedem Recycling-Prozess werden die Fasern immer kürzer.

 

Schrenz Karton
Schrenz (Quelle: Moosmann GmbH & Co. KG, Ravensburg)

Unsortiertes Altpapier wird bei der Herstellung von Schrenz verwendet. Das einfache Material wird als Innendecke von schwächen Wellpappqualitäten oder als Packpapier eingesetzt. Es ist farblich grau und mit deutlich sichtbaren Farbspiel und (Schmutz-)Einschlüssen erkennbar.

Die im Recyclingpapier entstehenden kürzeren Fasern brauchen mehr Bindemittel und Additive. Häufig schwanken die Verhältnisse der Prozentzahlen der Beimischung innerhalb der Papiermischung. Diese Zusatzstoffe verändern die Oberflächenspannung des Papieres. Die geänderte Polarität hat Auswirkungen auf den verwendeten Schmelzklebstoff. Ein Schmelzklebstoff, welcher einen Kraftliner sicher verschließt, kann bei einem Schrenz versagen.

Rückstellkraft - Kraft, die ein elastisches System nach einer Auslenkung in die Ruhelage zurücktreibt.

Bezogen auf den Kartonverschluss beschreibt die Rückstellkraft den Drang der Deckelklappe sich wieder in die Ursprungslage zurück zu formen.
Hat das Papiermaterial zusätzlich starke Rückstellkräfte an der Deckelklappe, müssen diese mit bei der Auswahl des Klebstoffes berücksichtigt werden.
Die Rückstellkraft ist materialspezifisch und abhängig von der Art der Rillung. An der Rillung wird das Material absichtlich geschwächt, um den Biegewiderstand zu reduzieren. Wird der Faserverbund an der Rillung durch Vorbrechen des Papiermaterials zerstört, dann sind auch die wirkenden Kräfte geringer. Wird beim Verpacken der Karton überfüllt, werden die Rückstellkräfte an den Deckelklappen erhöht. Die entstehende Spannung stellt eine hohe Anforderung an die Klebenaht dar. Die Auswahl des Schmelzklebstoffes muss deshalb dem gesamten Verarbeitungsprozess angepasst werden.
Klebstoffe unterscheiden sich in ihrem Verhalten beim Phasenübergang von flüssig zu fest. Ist die Zeitspanne dieses Phasenüberganges zu lang, springt die Kartonage wieder auf: Die Kohäsion des Klebstoffes reicht während des Klebeprozesses nicht aus, um die Spannungen der wirkenden Rückstellkräfte aufzunehmen.

Ebenso wirken sich die Lagerung des Packstoffes und die Transportwege der Pakete auf die Verklebbarkeit aus. Wird der Karton z.B. gestapelt und die Klebenaht mit Gewicht belastet? Der Karton nimmt die Feuchtigkeit aus der Luft auf und meist schnell die Umgebungstemperatur an (wichtig z.B. bei Tiefkühlverpackungen oder Warmabfüllung). Die diffundierte Feuchtigkeit wirkt von innen und außen auf die Stabilität und Verklebung des Kartons.

Die veränderte Papierbeschaffenheit durch Umwelteinflüsse, Temperaturschwankungen und Transportbewegungen fließen in die Auswahl des Klebstoffes ebenfalls mit hinein.
Die Papierhersteller setzen sich sehr intensiv mit der Bedruckbarkeit ihrer Produkte auseinander. Wir möchten an dieser Stelle anregen, auch die Verklebbarkeit wieder stärker in den Fokus zu nehmen, um Reklamationen zu reduzieren.

Durch uns erhalten Sie eine passende Lösung für Ihre Anwendung. Gerne testen wir Ihre verwendeten Kartonagen auf deren Verklebbarkeit. Sprechen Sie uns an.