„Papier muss recycelt werden!“ oder „Recyceltes, chlorfrei gebleichtes Papier“. Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Fokus bei Papier und Verpackungen. Der Vorgang des Recyclens von Papier ist vielen unklar: Was passiert eigentlich mit Schmelzklebstoffen, Klammern und Co. während des Recyclens? Lassen sich Schmelzklebstoffe überhaupt gut recyclen? Wir sind dem Prozess nachgegangen.
Drei Schritte zur Umweltfreundlichkeit
Den Prozess des Recyclings von Papier nennt man „Repulping“. Dies geschieht durch mechanische Dispergierung. Dispergieren steht für zerstreuen, verbreiten und fein verteilen. Die Altpapierfasern werden getrennt, gereinigt und Fremdpartikel abgetrennt. Das Gewinnen der Faserrohstoffe und das Herstellen von neuem, recyceltem Papier aus diesen Rohstoffen sind zwei unterschiedliche Prozesse: In unserem Artikel geht es hauptsächlich um das Gewinnen und Aufbereiten der Rohstoffe. Aus den Rohstoffen soll Pulp hergestellt werden. Aus Pulp wird neues Papier produziert.
Die dispiergierten Papierfasern werden im Screening auf Fremdstoffe untersucht. Das können Reste von Plastik oder Metallteilchen sein. Die Überreste werden in einem Filterverfahren von dem Papierbrei (Pulp) getrennt. Zusätzlich müssen Schmelzklebstoffreste entfernt werden. Die Recyclingfähigkeit hängt dabei nicht nur von der Zusammensetzung des Klebstoffes, sondern auch von der aufgebrachten Menge, der Form und der Schichtdicke ab.
Die im Jahre 2000 gegründete Initiative „European Paper Recycling Council“ (EPRC) entwickelte für die Bewertung der Wiederablösbarkeit von Schmelzklebstoffresten im Recyclingprozess eine Scorecard. Demnach sollten folgende Anforderungen an den Klebstoffauftrag gegeben sein, um als recyclingfähig zu gelten:
- Schichtdicke = min. 120 µm
- Erweichungspunkt (Ring & Ball) = min. 68°C
- Klebefläche = min. 2,56 mm² (1,6 x 1,6mm)
Bei kleineren Klebeflächen als die vorgegebenen 2,56 mm², können unter Umständen die Rückstände des Schmelzklebstoffs nicht richtig entfernt werden. Solche Klebeflächen treten vor allem bei Auftragsarten, wie dem sogenannte „Stitching“ auf. Hierbei werden kleinste Klebepunkte hintereinander gesetzt. Aufgrund der kleineren Schmelzklebstofffläche lassen sich Verpackungen mit einer solchen Auftragsart nicht gut recyclen. Die Trennung von Fremdstoffen ist essenziell in der Verwertung von dem Pulp zu recyceltem Papier.
Weniger ist mehr?
Um Verpackungen oder Papier, welche mit Schmelzklebstoff verklebt worden sind, recyclingfähig zu halten, bedarf es das Einhalten der Richtlinien des EPRCs. Wenn diese Richtwerte eingehalten werden, kann eine Verpackung gut recycelt werden – unabhängig von der Art des Schmelzklebstoffs. Das Sprichwort „Weniger ist mehr“, trifft in diesem Fall nicht zu: Eine kleinere Menge Schmelzklebstoff ist nicht unbedingt umweltfreundlicher, sondern erschwert den Prozess des Recyclens. Der Prozess des Recyclens ist unerlässlich, denn durch das Repulping von Papier können wertvolle Ressourcen eingespart werden.