Am Bremer Theater wird heiß geklebt
Bühnentechniker begeistern sich für Schmelzklebestoffe
aus der Bühnentechnischen Rundschau Heft 3 / 2013
Schon unser Name ist wie gemacht für Anwendungen in der Theaterbranche. Tatsächlich kommen die Klebstoffsysteme jedoch vor allem in der Industrie zum Einsatz, etwa in den Bereichen Bau, Verpackung und Automotive. Auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ machen die Produkte des führenden Anbieters von Komplettlösungen der Schmelzklebestofftechnologie aber auch eine außerordentlich gute Figur.
In der Dekorationsbranche werden Schmelzklebestoffe häufig als schnelle Lösung für knifflige Fälle eingesetzt. So sind sie in der Floristik heute ein nicht mehr wegzudenkendes Hilfsmittel, um Gestecke flexibel zu gestalten. In weitaus größerem Ausmaß aber steht das Dekorationshandwerk im Theater vor Anforderungen, die mit herkömmlichen Mitteln für den Bastelbedarf nicht zu bewältigen sind, vor allem wenn es darum geht, aufwendige Kulissen und Bühnenbilder zu realisieren. Häufigwerden die Bühnentechniker vor ganz spezielle Aufgaben gestellt, die auch ganz spezielle Lösungen erforderlich machen. So auch im Bremer Theater, wie zuletzt etwa bei den Stücken „Callas“, „Kryos“ und „Damen vorne links“.
Schwierig, aber nicht ungewöhnlich war eine Aufgabe der Bühnentechniker bei den Vorbereitungen für ein Tanztheaterstück, das die Höhen und Tiefen im Leben der Operndiva Maria Callas nachzeichnete. „Wir mussten ein über 100 Meter langes Tuch mit gummierter Unterseite absolut rutschfest und trittsicher auf dem Boden fixieren. Und zwar so, dass es auch einer harten Beanspruchung durch wilde und zum Teil ruckartige Tanzschritte eines ganzen Ensembles unbeschadet standhält“, erzählt Jürgen von Leszczynski, stellvertretender Leiter der Dekorationswerkstatt beim Bremer Theater. Alles habe das Team versucht – von Klammern über lösemittelhaltigen Kaltleim bis hin zu beidseitig klebenden Klebebändern –, aber nichts wollte helfen.
Die Lösung kam schließlich aus unserem Labor. Nach einer Analyse der Materialeigenschaften empfahl sie den Heißkleber „B41596“. „Damit hat es wunderbar geklappt. Das Tuch lag auch nach mehreren Aufführungen absolut plan auf der Bühne.“, schwärmt Jürgen von Leszczynski.
Aufgetragen wurde der Kleber mit dem Spendergerät „HB5010“, einem neu entwickelten Nachfolgemodell der „Proline“, die sich gerade in der Bühnenplastik schon oft bewährt hat. Es ist mit einer Zahnradpumpe, einer menügesteuerten Benutzerführung sowie einem großem Display ausgestattet und verarbeitet problemlos alle relevanten Schmelzklebstofftypen wie EVA, PA und PO, aber auch thermoplastischen Kautschuk. Das Team der Dekorationswerkstatt ist von dem Gerät so begeistert, dass es dafür in Eigenbau einen kleinen Wagen anfertigte, ausgestattet mit einem Schlauchhalter, einer Aufhängung fürs Handgerät sowie Schubladen für Zubehör und Klebstoff. „Damit ist ein besonders flexibler mobiler Einsatz möglich“, sagt Tim Theobald vom Team der Dekorationswerkstatt nicht ohne Stolz.
Zum Einsatz kam der Wagen auch vor einigen Monaten bei der Vorbereitung für das Theaterstück „Kryos“. „Für das Bühnenbild wollten wir 40.000 PET-Flaschen zu drei rund sieben Meter hohen Wänden miteinander verkleben“, schildert Jürgen von Leszczynski die spezielle Herausforderung. Nachdem sich Dispersionskleber, Kaltleim und Klebebänder als untauglich erwiesen hatten, klappte es schließlich mit dem von Bühnen gelieferten Kleber „J21619“. „Damit konnten wir die riesigen Flaschenwände schließlich doch noch problemlos fertigbauen“, freut sich von Leszczynski.
Nicht zum ersten Mal hat er die Erfahrung gemacht, dass Schmelzklebstoffe oft die einfachste und schnellste Methode sind, verschiedene Stoffe wie Holz, Textilien, Schaumstoff, Glas, Keramik, Metalle und Kunststoffe haftsicher miteinander zu verkleben. Gegenüber dem ebenso gebräuchlichen PU-Schaum besitzen sie zudem den Vorteil der gesundheitlichen Unbedenklichkeit. Zwar kann es bis zu 20 Minuten dauern, bis der Klebstoff aufgeschmolzen und einsatzbereit ist, doch für das Team der Bremer Dekorationswerkstatt war das bislang nie ein Problem.
„Wenn wir kommen, stellen wir oft als erstes die Maschine an. Bis wir dann soweit sind, dass wir sie einsetzen wollen, brauchen wir ohnehin noch mindestens 20 Minuten“, berichtet Dekorationswerkstatt-Mitarbeiter Klaus Kück. Werde das Gerät über einen längeren Zeitraum nicht genutzt, senke sich die Temperatur automatisch ab und könne dann ganz schnell wieder hochgefahren werden. „Nach unserer Erfahrung geht das sehr schnell. Wir benötigen nur etwa ein Viertel der Zeit, die das Arbeiten mit Kaltleim kostet“, so die Erfahrung des Bühnentechnikers.
Ähnlich war es auch bei den Arbeiten für den fröhlichen Seniorenschwank „Damen vorne links“, der Mitte Juni im Neuen Schauspielhaus seine Prämiere feierte. Hier kam der Sprühkleber „B41596“ zum Einsatz, der mit der Handpistole „HB700“ aufgetragen wurde. „Damit haben wir einen Würfel (aus Pappe?) so mit Stoff beklebt, dass er auf unterschiedliche Weise ge- und entfaltet werden und auf diese Weise unterschiedliche Formen annehmen kann“, erläutert Jürgen von Leszczynski. Keine Frage: Heißklebestoffe machen auf der Bühne eine gute Figur – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.